Aquakultur im Bodensee - kritische Haltung der IGKB

Beim Dialogforum der IBK im Jahr 2016 wurde das Thema Aquakultur für Felchen als Möglichkeit zur Erhaltung der Berufsfischerei diskutiert. Auf dieser Grundlage hat sich die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB mit der Frage der Beurteilung der Aquakultur im See beschäftigt. Bei der Jahrestagung in Konstanz am 16. Mai 2017 hat die Kommission dazu eine kritische Haltung eingenommen. „Es sind noch viele Fragen offen. Eine abschließende Bewertung ist derzeit nicht möglich. Vorläufig bleiben wir bei der ablehnenden Haltung, die in den Bodenseerichtlinien festgeschrieben ist.“ stellt der Vorsitzende der Kommission, Elmar Zech fest. Da kein konkreter Antrag vorliegt, sieht die Kommission derzeit keinen Bedarf für eine weitere Prüfung.

Im Dialogforum der Internationalen Bodenseekonferenz IBK im Jahr 2016 wurde das Thema Aquakultur im See oder auch alternativ an Land mit Speisung durch Seewasser als Möglichkeiten zur Erhaltung der Berufsfischerei erörtert. Dort wurde festgehalten, dass die Berufsfischer Zugriff auf die Verwertung haben sollten. 

Auf Antrag der Baden-Württembergischen Delegation vom April 2016 hat sich dann die IGKB mit einer Expertise der Fischereiforschungsstelle Langenargen zur Aquakultur von Bodensee-Felchen sowie ergänzenden Informationen des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz befaßt. 

Aufgrund der vorhandenen Risiken und Einwirkungen auf den See nimmt die IGKB eine sehr kritische Haltung zum Thema Aquakultur ein. Eine abschließende fachliche Bewertung der IGKB ist derzeit auf Grundlage der vorhandenen Informationen und Unterlagen nicht möglich. Einige für die Beurteilung relevanten Informationen fehlen. Nicht geklärt sind insbesondere die ökologischen Auswirkungen auf den Bodensee im Nahbereich der Aquakulturanlage. Wie entwickeln sich Trübung, Nährstoff- und Keimzahl im unmittelbaren Umfeld der Netze, welche Auswirkungen gibt es auf den Seeboden hinsichtlich Sauerstoffzehrung und Sedimentation? In welcher Entfernung sind die Belastungen merkbar?  Derzeit ist auch nicht absehbar, wie sich die Aquakulturen auf die Trinkwassernutzung auswirken. Zudem verweist die IGKB auf die beim IBKDialogforum angesprochene Alternativenprüfung zur Felchenproduktion mit Seewasser an Land. Insgesamt wird eine sehr kritische Haltung zum Thema Aquakultur im See eingenommen. 

Die IGKB sieht derzeit aber keinen Bedarf für eine weitere fachliche Prüfung. Sie verweist auch auf die Inhalte des IBKDialogforums, wonach eine Aquakultur in die Strukturen der Berufsfischerei eingebunden sein sollte. Ebenso verweist sie auf die mehrheitlich klar ablehnende Haltung der Berufsfischereiverbände am Bodensee. 

Weiters erwähnt die IGKB die alternativen Möglichkeiten der Aquakultur mit Seewasser an Land, deren Einflüsse auf die Wasserqualität des Sees durch Reinigung ihrer Abwässer nach dem Stand der Technik minimiert werden können.

Aufgrund des aktuellen Kenntnisstandes hält die IGKB an dem in den Bodenseerichtlinien festgelegten Verbot von Netzgehege-Anlagen im Bodensee (4.5 der Bodenseerichtlinien 2005) fest. Eine weitere Beurteilung wird erst nach Vorliegen eines konkreten Vorhabens erfolgen.

Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB Seit 1959 arbeiten rund um den Bodensee Baden-Württemberg, Bayern, die Schweiz und Österreich in der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB zusammen. Wichtigstes Ziel ist die Reinhaltung des Sees, die laufende Überwachung und die nachhaltige Entwicklung der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.

Weitere Informationen:

www.igkb.org

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Ansprechpersonen

Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Österreich:

Dr. Elmar Zech
Bezirkshauptmannschaft Bregenz, Bregenz
Tel: +43(0)5574/4951 52000
E-Mail: elmar.zech@vorarlberg.at

Delegationsleiter Baden-Württemberg:

Dipl.-Ing. Peter Fuhrmann
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel: +49(0)711/126 1500
E-Mail: peter.fuhrmann@um.bwl.de

Delegationsleiter Bayern:

Dr.-Ing. Martin Grambow
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel: +49(0)89/9214 4300
E-Mail: Martin.Grambow@stmuv.bayern.de

Delegationsleiter Schweiz:

Dr. Stephan R. Müller
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel: +41(0)79 5961365
E-Mail: stephan.mueller@bafu.admin.ch