Projekt Tiefenschärfe

Hochauflösende Vermessung Bodensee

Nach 1893 und 1990 wurde der Bodensee mit dem Projekt “Tiefenschärfe - Hochauflösende Vermessung Bodensee” auf Initiative der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB), finanzieller Unterstützung aus Interreg-Mitteln und mit Expertise aus den Vermessungsverwaltungen neu vermessen. Zum Einsatz kam modernste Technik.

Mit einem Fächerecholot auf dem Forschungsschiff "Kormoran" und einem bathymetrischen Laserscanner im Flugzeug wurde ein bis dahin einzigartiger Datenschatz mit enormem Detailreichtum erzeugt. Es entstand ein detailliertes dreidimensionales Modell des Seebodens mit der angrenzenden Uferzone. Dies ist eine langfristige Grundlage für vielfältige Aspekte eines modernen Gewässerschutzes.

Fächerecholot

Mit dem Forschungsschiff auf See

Das Forschungsschiff “Kormoran” zog 2013 und 2014 an über 70 Tagen seine Bahnen zur Vermessung des Bodensees.

Ausgerüstet mit einem Fächerecholot am Bug des Schiffes wurden alle Gebiete des Bodensees mit einer Wassertiefe von mehr als 5 Metern vermessen. Dabei wurden auf einer Fläche von 460 km2 über sieben Milliarden Messwerte erzeugt.

Das resultierende Tiefenmodell des Sees bietet, im Vergleich mit früheren Aufnahmen, eine um Größenordnungen verbesserte Qualität. Die Daten ermöglichen einen detaillierten Blick auf die Morphologie des Seebodens und dokumentieren sehr kleinräumige ebenso wie großflächige natürliche Strukturen und archäologisch relevante Objekte am Seegrund.

Laserscanning

Mit dem Flugzeug entlang des Seeufers

In einem zweiten Projektabschnitt wurden zwischen März und Juni 2014 etwa 300 km² mithilfe eines bathymetrischen Laserscanners an Bord eines Vermessungsflugzeuges vermessen. 

Mit dieser neuen Methode wurden insgesamt etwa 12 Milliarden Messpunkte mit bis zu 40 Einzelwerten je m² mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern erfasst.

Neue Perspektiven

Hochauflösende Geländemodelle

Anschließend wurden die Daten des Laserscannings mit der Fächerecholotvermessung zu einem einheitlichen Datensatz für den gesamten Bodensee zusammengeführt. Es entstand ein kontinuierlicher Datensatz von den größten Tiefen des Sees, bis in die Flachwasserzone mitsamt dem angrenzenden Ufer des Bodensees

Die externe Qualitätskontrolle und die Unterstützung der Vermessungsverwaltungen der umliegenden Länder gewährleisten neben der hohen Datendichte eine sehr gute Qualität der Daten.

Behörden und Wasserwirtschaft erhalten damit ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung und Planung vieler wasserbaulicher Maßnahmen wie Einleitungen, Wasserentnahmen, Renaturierungen oder notwendige Baggerungen. Nicht zuletzt profitieren Wissenschaft, Natur- und Denkmalschutz in erheblichem Maße von den vielfältigen Nutzen der Daten der Neuvermessung.

Langfristige Verfügbarkeit

Dokumentation des Projektes Tiefenschärfe

Die Ergebnisse des Tiefenschärfe-Projektes werden eine langfristig nutzbare Grundlage für viele weitere Arbeiten am Bodensee sein.

Für die sehr dynamische und stark beanspruchte Flachwasserzone und die hohen Sedimenteinträge an Flussmündungen sind die hier gewonnenen Daten ein wichtiger Referenzzustand zum besseren Verständnis künftiger Veränderungen.

Karten und aufbereitete Daten werden für die Öffentlichkeit bereitgestellt und können kostenfrei genutzt werden
(http://doi.pangaea.de/10.1594/PANGAEA.855987).  Eine Dokumentation des Projektverlaufs und der Auswertung wurde von der IGKB als “Blauer Bericht” herausgegeben.

Die Ergebnisse von Tiefenschärfe können Sie in der nachfolgenden interaktiven Karte betrachten. Beim Klick auf eine beliebige Stelle im Bodensee wird ihnen die Tiefe angezeigt.

Quelle IGKB Web-App (https://m.igkb.org/)

Interreg

Grenzenlose Zusammenarbeit in Europa

Auf Initiative der IGKB wurde das Projekt Projekt “Tiefenschärfe- Hochauflösende Vermessung Bodensee” im Rahmen des Interreg-IV Programmes der Europäischen Union durchgeführt. Die Vermessungsverwaltungen der an den Bodensee angrenzenden Länder unterstützten die Neuvermessung tatkräftig. Folgende Institutionen waren bei der Durchführung beteiligt:

  • Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) mit dem Institut für Seenforschung (ISF), Langenargen
  • Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Augsburg
  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien
  • Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern

Weitere Informationen und Kontaktdaten

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
Institut für Seenforschung
Argenweg 50/1
88085 Langenargen
Deuschland

isf@lubw.bwl.de