Klimawandel beeinflusst Bodensee-Wasserspiegel

Die tiefen Pegelstände im Bodensee diesen Frühling hatten keine negativen ökologischen Auswirkungen auf den Bodensee. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB), die sich am 12. und 13. Mai in Heiden (CH) zu ihrer diesjährigen Kommissionstagung getroffen hat.

Die Kommission hat sich mit den komplexen Fragen der Wassermenge und den Einflussfaktoren auf den jährlich stark schwankenden Wasserspiegel beschäftigt. Das Fazit: Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt des Bodensees sind erkennbar. Diese führen vor allem zu einer Absenkung der sommerlichen Hochwasserstände.

Um den Bodensee als einzigartiges Naturparadies und wertvolles Ökosystem zu erhalten, haben sich die Anrainerstaaten zu intensiver Zusammenarbeit verpflichtet und 1959 die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) gegründet. Seither setzt sich die IGKB erfolgreich für den Schutz des Bodensees ein. Sie initiiert unter anderem Forschungsprojekte und veröffentlicht Stellungnahmen zu aktuellen Fragen des Gewässerschutzes. An der Kommissionstagung 2025 hat sich die IGKB unter anderem mit dem Wasserhaushalt des Bodensees befasst – ein komplexes Thema. Die Wassermenge im See und der im Jahresverlauf stark schwankende Wasserstand sind von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig.

Für Schlagzeilen sorgten jüngst Meldungen über den tiefen Wasserstand – und das nicht zum ersten Mal. Ab Mitte März lag er unter den bisherigen Mittelwerten, und Anfang April bewegte sich der Pegel gar in der Nähe des tiefsten jemals zu dieser Jahreszeit gemessenen Wasserstands. Absolut betrachtet ist dieser Niedrigwasserstand jedoch nicht außergewöhnlich, da er statistisch im Winterhalbjahr alle 2 Jahre erreicht wird, in der Regel aber deutlich früher im Jahr. Aufgrund der Niederschläge der letzten 2 Wochen stieg der Pegel dann wieder an. Heute befindet er sich auf einem Wert von 313 cm (Pegel Bregenz). Damit liegt er 34 cm über dem bisher gemessenen Minimalwert an diesem Tag.

 

Im Mittel der letzten 30 Jahre betragen die Schwankungen des Wasserspiegels pro Jahr rund 1,2 Meter. Ursache dafür sind die unterschiedlich großen Wassermengen, die in den Bodensee gelangen. Sie sind stark von den Regen- und Schneemengen abhängig. Die aus dem See abfließenden Wassermengen hingegen verändern sich viel weniger, denn der Bodensee ist einer der wenigen unregulierten Alpenseen.

 

Zu den herkömmlichen Ursachen für die Schwankungen des Wasserspiegels, so zeigte sich an der IGKB-Tagung, gesellt sich neuerdings ein weiterer Faktor: «Das Fazit unserer Diskussionen ist, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt des Bodensees mittlerweile erkennbar sind», sagt der Vorsitzende der IGKB, Gernot Längle. Die Kommission befasste sich intensiv mit dem limnologischen Zustand des Sees. Auf dieser Grundlage betont der Vorsitzende, dass die tiefen winterlichen Wasserstände keine negativen Auswirkungen auf das Ökosystem Bodensee haben.

Eine Vielzahl von Einflussfaktoren

Die IGKB hat sich im Jahr 2024 intensiv mit dem Wasserhaushalt des Bodensees und den entsprechenden Einflussfaktoren auseinandergesetzt. Der See wird von rund 200 Zuflüssen versorgt, die ihm eine Wassermenge von rund 350 Kubikmeter pro Sekunde zuführen. Dies entspricht dem Inhalt eines kleinen Freibads oder dem von sechs großen Tanklastwagen – und dies Sekunde um Sekunde. Der bei weitem bedeutendste Zufluss ist mit einem Anteil von etwa 62 Prozent der Alpenrhein. Am meisten Wasser verliert der See durch den Ablauf über den Seerhein.

Von Bedeutung für den Wasserhaushalt des Bodensees sind nicht nur die Niederschlagsmengen. Relevante Einflussfaktoren sind auch die alpine Wasserkraft mit ihren Speicherseen, historische bauliche Maßnahmen am Auslauf des Obersees, das Pflanzenwachstum im Seerhein und neuerdings, wie gesagt, auch der Klimawandel. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich im Vergleich der Perioden 1961-1990 und 1991-2023 wie folgt: Im Sommer nehmen die mittleren Wasserstände eindeutig ab, im Winter hingegen nehmen sie tendenziell zu. Insgesamt zeigt sich eine Reduktion der mittleren Wasserstände im Sommer um rund 40 Zentimeter. Der übliche Jahresgang mit im Mittel über einen Meter höheren Wasserständen im Sommer bleibt aber erhalten.

Neues Forschungsprojekt

Neben dem Wasserhaushalt befasste sich die IGKB bei ihrer Jahrestagung mit weiteren, für den Bodensee wichtigen Themen. Darunter das unaufhaltsame Voranschreiten der Quagga-Muschel. Sie findet sich bereits am gesamten Seeboden in Dichten von etwa 800 bis mehr als 10.000 Exemplaren pro m². Die Auswirkungen dieser Vermehrung auf das Ökosystem sind im Moment kaum abschätzbar. Die IGKB unterstützt alle Maßnahmen, die eine weitere Ausbreitung der Quagga in andere Seen verhindern. Besonders wichtig ist in dieser Hinsicht die korrekte Reinigung von Wanderbooten.

Ebenfalls thematisiert wurde an der Tagung das Forschungsprojekt «SeeWandel-Klima». Ziel dieses neu gestarteten INTERREG-Projekts sind Vorhersagen der Folgen des Klimawandels sowie der Auswirkungen von invasiven Arten auf das Ökosystem Bodensee. Diese Prognosen sollen Grundlagen für eine nachhaltige Nutzung des Sees in Zukunft liefern.

Pressemitteilung als PDF herunterladen

Ansprechpersonen

Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Österreich:

Dr. Gernot Längle
Bezirkshauptmannschaft Bregenz
Tel.: +43 5574 4951-52000
E-Mail: gernot.laengle@vorarlberg.at

Delegationsleiter Bayern:

Dr. Christian Mikulla
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel.: +49 (89) 9214 4300
E-Mail: christian.mikulla@stmuv.bayern.de

Delegationsleiterin Baden-Württemberg:

Elke Rosport
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel.: +49 (711) 126 1500
E-Mail: elke.rosport@um.bwl.de

Delegationsleiter Schweiz:

Dipl. Forst-Ing. ETH Patrice Eschmann
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel.: +41 (58) 462-9320
E-Mail: patrice.eschmann@bafu.admin.ch