Neu eingewanderte Quagga-Muschel erobert den Bodensee

Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) wertet dies als weiteres Anzeichen für die Veränderungen, denen der See derzeit ausgesetzt ist. Sie unterstützt deshalb das groß angelegte Forschungsprojekt „SeeWandel“, in dem die Folgen von Neuankömmlingen, des Klimawandels und anderen Veränderungen im See ganz genau unter die Lupe genommen werden.

Überall wo Gewässerexperten derzeit nach der Quagga-Muschel suchen, werden sie fündig: In allen Seeteilen, und zwar sowohl in der Flachwasserzone als auch in tieferen Bereichen. Sogar in Planktonproben, die im Rahmen der monatlichen Routineuntersuchungen in Seemitte genommen werden, finden sich die Larven der Muschel.

Von ihrem Heimatgebiet, dem Schwarzen Meer, hat sich die Quagga-Muschel inzwischen weltweit ausgebreitet. Anfang 2016 berichteten Taucher über die ersten Funde im Bodensee. Invasive Arten wie die Quagga-Muschel können ganze Lebensräume stark verändern und einheimische Arten verdrängen, wodurch die biologische Vielfalt verloren geht. Bisher sind hier noch keine gravierenden Schäden durch diese neue Art bekannt, aber sicher ist, dass sie nun ihren Platz im Ökosystem finden muss. „Die IGKB wird diese Prozesse genau verfolgen“, sagt Peter Fuhrmann, der Vorsitzende der Kommission, anlässlich der diesjährigen Kommissionstagung. Dieses jüngste Beispiel zeige deutlich, wie wichtig es sei, über die Folgen der neuen Herausforderungen für das Ökosystem Bodensee Bescheid zu wissen. „Deshalb unterstützen wir auch intensiv das neue Forschungsprojekt SeeWandel“, ergänzt Fuhrmann.

Tiefgreifender Wandel im See

Auf ihrer Jahrestagung in Schwägalp, Schweiz, befasst sich die IGKB mit aktuellen Veränderungen im See. Dazu zählen neben den tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandels und den Einflüssen von Spurenstoffen auch die Folgen, die durch die Einwanderung gebietsfremder Arten oder die plötzlichen Massenvermehrungen etablierter Tiere, Pflanzen und Planktonorganismen entstehen. Auf diesem Gebiet erfordern immer wieder besondere Ereignisse die Aufmerksamkeit der Gewässerexperten – derzeit beispielsweise der Stichling, der im Verdacht steht, für die Ertragseinbußen der Fischerei mitverantwortlich zu sein, oder die Burgunderblutalge, welche bei sogenannten Blüten den See blutrot verfärben kann. Das Projekt „SeeWandel“ soll solche Prozesse analysieren und somit die IGKB bei ihrer Aufgabe unterstützen, die Veränderungen in diesem Ökosystem zu bewerten. „Die dabei gewonnenen Erkenntnisse liefern uns dann die erforderliche Basis, um Empfehlungen an die Wasserwirtschaft und die Politik geben zu können“, erläutert Fuhrmann. Davon profitieren die Bewohner des Sees ebenso wie die vielen Menschen, die sich täglich an seiner Schönheit erfreuen.

Projekt „SeeWandel“

Das grenzüberschreitende Interreg-Projekt „SeeWandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen“ untersucht den Einfluss von Nährstoffrückgang, Klimawandel, gebietsfremder Arten und anderer Stressfaktoren auf das Ökosystem Bodensee, sowie die menschliche Nutzung am See. Insgesamt besteht das Projekt aus 13 Teilprojekten, an denen 7 Institute beteiligt sind. SeeWandel läuft noch bis Mitte 2022 und umfasst ein Gesamtbudget von 5,65 Millionen Euro.

Weitere Informationen: www.seewandel.org

Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB

Seit 1959 arbeiten rund um den Bodensee die Länder und Kantone Baden-Württemberg, Bayern, Schweiz und Österreich in der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee IGKB zusammen. Wichtigstes Ziel ist die Reinhaltung des Sees, die laufende Überwachung und die nachhaltige Entwicklung der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.

Botschaft: Bodensee – intakt – wertvoll“

Weitere Informationen:

www.igkb.org

Pressemittelung als PDF herunterladen

Ansprechpersonen

Vorsitzender der Kommission und Delegationsleiter Baden-Württemberg:

Dipl.-Ing. Peter Fuhrmann
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Tel: +49(0)711/126 1500
E-Mail: peter.fuhrmann@um.bwl.de

Delegationsleiter Österreich:

Dr. Elmar Zech
Bezirkshauptmannschaft Bregenz, Bregenz
Tel: +43(0)5574/4951 52000
E-Mail: elmar.zech@vorarlberg.at

Delegationsleiter Bayern:

Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow
Bayer. Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München
Tel: +49(0)89/9214 4300
E-Mail: Martin.Grambow@stmuv.bayern.de

Delegationsleiter Schweiz:

Dr. Stephan R. Müller
Bundesamt für Umwelt, Bern
Tel: +41(0)58/462 93 20
E-Mail: stephan.mueller@bafu.admin.ch